Was ist Link Reklamation?
Link Reklamation bedeutet, Websites ausfindig zu machen, die früher oder aktuell auf dich verlinken sollten, es aber nicht (mehr) tun – und diese Links gezielt wiederherzustellen. Typische Ursachen: 404 durch Relaunch, veraltete URL, gelöschte Abschnitte, Tippfehler in der Ziel-URL oder eine bloße Markenerwähnung ohne Link. Ziel: Link Juice zurückholen, Nutzersignale stabilisieren und Rankings schützen.
Warum das wichtig ist
Backlinks wirken wie Vertrauensstimmen. Gehen hochwertige Verweise verloren, schrumpft deine thematische Autorität – oft leise, aber messbar: Sichtbarkeitsdellen, geringere Crawling-Priorität, schlechtere UX (404). Link Reklamation nutzt vorhandenes Potenzial: schneller ROI als „net-new“ Linkbuilding, weil die Gegenpartei dich meist schon kennt.
Wie Link Reklamation in der Praxis abläuft
1) Vom Symptom zur Ursache
Du entdeckst Traffic-Rückgang auf einer Kategorie. Statt sofort „mehr Content“ zu produzieren, prüfst du: Welche URLs hatten früher starke Verweise? In Tools (z. B. GSC/Ahrefs) siehst du: Mehrere verlinkende Artikel führen inzwischen auf /alt/kaufberatung-2023 (404). Ursache: Relaunch ohne Redirect-Mapping.
2) Zwei Hebel ➡️ du steuerst beide
- Interner Hebel: Du kannst sofort 301-Redirects setzen und interne Verweise reparieren. Das stoppt den Autoritätsverlust unmittelbar.
- Externer Hebel: Du kontaktierst die Seitenbetreiber, die dich bereits erwähnt/verlinkt hatten – mit konkretem, freundlichem Vorschlag für die korrekte Ziel-URL. Das ist keine „Kaltakquise“, sondern ein Service: „Euer Ressourceneintrag führt aktuell ins Leere – hier ist der aktualisierte Anker + Ziel.“
3) Kleine Unterschiede, großer Effekt
Nicht jeder Fall ist gleich:
- Defekter Link (404/500): Technisch behebbar (301) und per Outreach sauber korrigierbar.
- Verlorener Link (ersetzt/entfernt): Hier zählt Argumentation (aktualisierte Ressource, neue Daten, Zitatstelle).
- Unverlinkte Erwähnung (Brand/Produkt/Studie): Niedrige Hürde, wenn der Text bereits auf dich Bezug nimmt.
- Falsch gesetzte URL (Tippfehler, HTTP statt HTTPS): Quick Win mit hoher Erfolgsquote.
4) Kleiner Exkurs: Ein Mini-Case
Ein E-Commerce-Guide wurde 2022 von 18 Blogs verlinkt. Nach dem 2024er Relaunch verlieren 7 Links durch 404 ihren Effekt. Maßnahmen in 10 Tagen:
- 301-Mapping der alten Guide-URL → neue Evergreen-URL
- Outreach an die 7 Publisher mit freundlicher „Fix-Vorlage“ (siehe unten)
- Ergebnis nach 6 Wochen: 5 Links korrigiert, 1 zusätzlicher Kontextlink (neuer Satz mit Markenname), Stabilisierung der Rankings (+11 % non-brand-Traffic auf der Kategorie), Crawl-Errors in GSC nahe null.
5) Priorisieren wie Profis
Bewerte Chancen mit einem einfachen RICE-Light (0–5 Punkte je Kriterium):
- Reichweite: Wie viel organischer Traffic/Referrals hängen an der Seite?
- Impact: thematische Relevanz + Autorität der verlinkenden Domain
- Confidence: Wie wahrscheinlich ist die Korrektur (Beziehung, Aktualität des Artikels, klare Fehlerlage)?
- Ease: Wie leicht zu beheben (301 möglich? klare Zitatstelle? E-Mail auffindbar?)
Sortiere nach Gesamtscore – oben beginnen.
6) Outreach, der Antworten bekommt
Kurz, hilfreich, konkret. Kein Sales-Ton.
Betreff: Kurzer Fix für euren Ressourceneintrag zu [Thema]
Hi [Name],
ich habe gesehen, dass euer Beitrag „[Titel]“ auf [deine Marke/Thema] verweist.
Die URL zeigt aktuell auf eine 404 ([alte-URL]).
Die korrekte Zielseite ist [neue-URL] – derselbe Inhalt, aktualisiert um [Nutzen, z. B. 2025-Daten].
Falls hilfreich, hier der exakte Anker: [Ankertext].
Danke euch! Bei Fragen oder wenn ich etwas anpassen soll, gerne melden.
[Signatur]
Pro-Tipp: Sende nach 5–7 Tagen ein freundliches Follow-up mit Mehrwert (z. B. kurzer Satz, warum der Abschnitt für deren Leser nützlich ist). Keine Drip-Orgie.
7) Technik zuerst, Outreach danach
Bevor du jemanden anschreibst, räume deine eigene Seite auf:
- 301-Kette vermeiden (direkt auf die Ziel-URL leiten)
- Kanonische Ziel-URL prüfen (HTTPS, ohne Tracking-Parameter)
- Relevanz wahren (leitest du wirklich auf die beste, aktuellste Ressource?)
8) Messen, nicht nur „fühlen“
Tracke: Korrigierte Links, neue Referring Domains, Sichtbarkeit/Traffic der Ziel-URL, 404-Trend in der GSC und Antwortquote im Outreach. So zeigst du Impact jenseits von „wir haben Mails geschickt“.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
- Nur Listen abarbeiten: Priorisiere. 5 starke Fixes schlagen 50 irrelevante.
- Redirects statt Inhalte: 301 ist Pflaster, kein Ersatz. Halte die Zielseite inhaltlich stark und aktuell.
- Zu viel Sales-Sprache: Du bittest um einen Fix, nicht um Gefallen. Mach es maximal leicht.
- Kein Timing: Aktualisierst du selbst gerade die Ressource? Dann kommuniziere das – mehr Akzeptanz.
Geeignete Tools
Nutze folgende SEO-Tools:
- GSC (404/Seiten)
- ahrefs/SEMrush (verlorene/gebrochene Links, Mentions)
- Screaming Frog (interne Defekte)
- BuzzStream/Pitchbox (Outreach & Follow-ups)
Tools sind Mittel, nicht Methode: Entscheidend ist Priorisierung + Klarheit in der Ansprache.
Abschließende Gedanken zur Link Reklamation
Link Reklamation ist kein Glamour-Projekt, aber einer der schnellsten Hebel, um Autorität zu stabilisieren. Du arbeitest mit bestehender Nachfrage, reparierst reale Nutzerpfade und holst „vergessene“ Signale zurück. Wer das quartalsweise, fokussiert und respektvoll betreibt, baut ein Backlink-Profil, das durch Updates trägt – nicht kippt.